Windenergie im Ländle braucht mehr Tempo

Neue Windkraft-Studie zeigt, wieso der Ausbau in Baden-Württemberg stockt.

Unsichere Standortnutzung, langwierige Genehmigungen und hohe Kosten bremsen den Windkraftausbau in Baden-Württemberg. Dies zeigt eine Studie des Öko-Instituts, die im Auftrag der EWS Elektrizitätswerke Schönau eG erstellt wurde. Die Untersuchung identifiziert zentrale Hindernisse und gibt Empfehlungen, wie Politik und Behörden den Ausbau beschleunigen können.

Besonders in den Bereichen Flächensicherung, Genehmigungen und Netzanschluss gibt es erhebliche Verzögerungen. Laut Studienautor Moritz Vogel bleibt das Land deutlich hinter seinen Ausbauzielen zurück. Während in den letzten 20 Jahren durchschnittlich 80 Megawatt pro Jahr neu gebaut wurden, wären für eine klimafreundliche Energieversorgung mindestens 400 bis 650 Megawatt jährlich nötig. Das entspräche einer Verfünffachung des bisherigen Ausbautempos.

Ein weiteres Problem sind die deutlich höheren Kosten für Windkraftprojekte im Vergleich zu Norddeutschland. Grund sind vor allem die anspruchsvolle Topografie und logistische Herausforderungen. Diese verteuern Planung, Transport und Errichtung der Anlagen erheblich.

Vier Maßnahmen zur Beschleunigung

Um den Windkraftausbau effizienter zu gestalten, empfiehlt die Studie vier zentrale Maßnahmen:

• Flächenausweisung regelmäßig überprüfen: Viele für Windkraft vorgesehenen Flächen sind aufgrund rechtlicher oder technischer Einschränkungen kaum nutzbar. Eine regelmäßige Neubewertung der Regionalpläne kann helfen, ungeeignete Standorte auszuschließen und besser geeignete Flächen zu identifizieren.

• Bürgerprojekte und regionale Initiativen erleichtern: Das derzeitige Auktionsverfahren für Staatswaldflächen macht es kleinen, regionalen Anbietern schwer, sich gegen große Investoren durchzusetzen. Eine Anpassung dieses Systems könnte Bürgerbeteiligung stärken und die Akzeptanz für Windkraft in der Bevölkerung erhöhen.

• Genehmigungsverfahren beschleunigen: Der Abstimmungsprozess zwischen den Behörden ist oft langsam und kompliziert. Eine bessere Zusammenarbeit zwischen Projektierern und Behörden sowie eine personelle Aufstockung könnten Verzögerungen reduzieren. Zusätzlich könnten vereinfachte Verfahren dazu beitragen, Anträge schneller zu bearbeiten.

• Netzausbau vorantreiben: Viele Windparks scheitern daran, dass die Infrastruktur nicht mit dem Tempo des Ausbaus mithält. Durch gezielte Investitionen in das Stromnetz ließe sich der Anschluss neuer Windkraftanlagen vereinfachen.

Die Wirtschaftlichkeit der Windkraft ist entscheidend. „Baden-Württemberg hat viele gute Standorte, doch die anspruchsvolle Topografie und aufwendige Logistik verteuern Projekte“, erklärt Tobias Tusch, Geschäftsführer der EWS Energie GmbH. Hohe Pachtforderungen erschweren zudem die Umsetzung. Öffentliche Grundstückseigentümer sollten faire Bedingungen schaffen, um Bürgerenergieprojekte zu fördern.

Auch auf Bundesebene sind Maßnahmen nötig. Peter Ugolini-Schmidt, Leiter Politik der EWS, betont: „Ein verlässlicher Finanzierungsrahmen ist essenziell für die Zukunft der Windenergie.“ Die Bundesregierung müsse Reformen frühzeitig mit der Branche abstimmen, um Fehlentwicklungen zu vermeiden. „2017 führte die Einführung des Ausschreibungssystems dazu, dass der Windkraftausbau in Süddeutschland fast zum Erliegen kam. Solche Fehler dürfen sich nicht wiederholen“, so Ugolini-Schmidt.

Mit besserer Planung, schnelleren Genehmigungen und Investitionen in die Infrastruktur könnte Baden-Württemberg den Windkraftausbau beschleunigen und zur Energiewende beitragen.