Weinbau mit Zukunft

Der Klimawandel macht Südbaden heißer und trockener. Wie die Forst- und Landwirtschaft muss sich auch der Weinbau darauf einstellen. Der Freiburger Ökowinzer Andreas Dilger setzt auf ein solidarisches Konzept.

Kollektive Arbeit im „Solidarischen Weinberg“

Jahr für Jahr melden Meteorologen neue Rekorde. In diesem waren die Sommermonate Juni bis August weltweit die heißesten seit Beginn der Aufzeichnungen, also seit 1940. Der Klimawandel macht die Erde wärmer – und das ist selbstverständlich auch in Südbaden zu spüren. Die Sommer werden länger, wärmer und trockener, die Winter milder.

Tourismus, Land- und Forstwirtschaft wie auch andere Branchen stellen sich um. Es geht darum, sich schnell den neuen Gegebenheiten anzupassen, weil jede Veränderung Zeit braucht, der Klimawandel aber rasant voranschreitet. Das gilt in besonderem Maße für den Weinbau – denn ein Weinberg steht durchschnittlich ein Viertel Jahrhundert, manch einer auch weit länger. Und Weintrauben reagieren mehr als andere Früchte sehr empfindlich auf klimatische Veränderungen. Sie sind frostempfindlich, Hagelschlag kann ganze Ernten vernichten. Aber auch zu schnell steigende Temperaturen können schaden, wenn sie vorzeitige Reifephasen auslösen. Und wenn es zu heiß wird und die Strahlungsintensität hoch ist, droht den Früchten auch noch Sonnenbrand.

Eben weil die Trauben so empfindlich sind, haben Winzer immer wieder Maßnahmen entwickelt, um ihre Früchte zu schützen. Hagelnetze überspannen in manchen Regionen die Reben, in besonders trockenen Gegenden werden die Pflanzen gezielt bewässert. Vor allem aber erfolgt eine Anpassung an den Klimawandel durch die Sortenwahl. Der Riesling etwa mag die frischeren Lagen, weniger jedoch sehr heiße und sehr trockene Sommer. Daher experimentieren Winzer in Deutschland mehr und mehr mit Sorten aus dem Süden Europas: Laut Statistischem Bundesamt stieg die Anbaufläche für Sauvignon blanc-Trauben in den letzten zehn Jahren in Deutschland um über 160 Prozent auf gut 1900 Hektar. Die Rebfläche der unempfindlichen Chardonnay-Sorte stieg um 83 Prozent auf über 2700 Hektar, auch die Rotweinsorten Merlot und Cabernet Sauvignon werden immer häufiger angebaut.

Neue Rebsorten bestimmen auch das Bild im Bio-Weinbau. Hier geht es vor allem darum, den Einsatz von Insektiziden und Fungiziden zu mindern. Mit pilzwiderstandsfähigen „Piwi“-Rebsorten kann der Ressourcenverbrauch reduziert, die CO2-Bilanz verbessert und die Artenvielfalt erhöht werden. Der Freiburger Öko-Winzer Andreas Dilger arbeitet schon seit langem an einem nachhaltigen Weinbau. Denn der Weinbau kann seinerseits zum Klimaschutz beitragen: Jeder Verzicht auf Maschinen-, Dünger- und Pestizideinsatz hilft den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Wichtig ist ihm dabei auch, mit Partnern aus anderen Bereichen zu kooperieren: mit dem Freiburger Ernährungsrat und Bio-Landwirten etwa im Bereich nachhaltige Landwirtschaft und Lebensmittel, mit den EWS Schönau im Bereich Energie oder in einem breiten Bündnis beim jährlich stattfindenden Agrikulturfestival.

Weil Dilger auch gesellschaftliche Fragen im Blick hat, entwickelte er den praktischen Ansatz des „Solidarischen Weinbergs“, mit dem soziale und ökologische Lösungen verbunden werden. In einem Bildvortrag (Termine s.u.) geht der Winzer, der vor allem am Schönberg Reben bewirtschaftet, auf dieses Konzept sowie auf die ökologischen Anbaumethoden ein und zeigt, wie klimaschonender und nachhaltiger Weinbau möglich ist. Die Veranstaltung bietet Einblicke in die verschiedenen Facetten des Weinbaus der Zukunft –veranschaulicht durch Bilder und veredelt durch eine Weinverkostung.

Bildvorträge zur Weinbauwende mit Andreas Dilger:


Donnerstag, 19.10., 19:00 Uhr
FORUM Merzhausen
Am Marktplatz. 4
Merzhausen


Montag, 04.12., 19:00 Uhr
Weingut Andreas Dilger
Urachstr. 3
Freiburg

Eintritt frei, Anmeldung: pr@weingut-andreas-dilger.de.
Zur Weinverkostung werden Brot und Käse gereicht.