Vernunft wird Nix

Wissenschaftler zeigen, dass es bei Wahlen nicht um Positionen oder Fakten geht, sondern schlicht um Gefühle. Besonders stark sind jene GEGEN eine Partei oder einen Politiker.

Fotomontage: Adrian Kempf

Von Balkon zu Balkon rufen sich zwei Nachbarn freudig zu:  „Wir haben BSW gewählt“, sagt der eine. „Warum das denn?“, fragt der andere. „Damit haben wir den Krieg und die Klimakrise abgewählt!“ An diesem Witz ist einiges wahr. Denn wohin man schaut, ob Frankreich, England, die USA oder Deutschland, immer scheint es in erster Linie darum zu gehen, diejenigen abzuwählen, die gerade an der Macht sind. Nach dem Motto: Hauptsache dagegen sein!  Und zwar hopplahopp.

Und das hat wiederum damit zu tun, dass Oppositionsparteien vom rechten und linken Rand ein möglichst düsteres Bild von Land und Lage zeichnen, ohne selbst ernsthaft Lösungen anzubieten. Wenn alles schlecht ist, dann haben ganz klar „die da oben“ Schuld und müssen weg. Dumm nur, dass dadurch oftmals alles sehr viel schlimmer wird.

Bei extremistischen Parteien geht es immer um den Kampf gegen „das System“ und jene Parteien, die es angeblich tragen, die „Altparteien“, die Etablierten. Weder RN in Frankreich noch die AfD in Deutschland noch die nationalistische Partei Reform UK des Rechtspopulisten Nigel Farage in Großbritannien erklären, wie die Umsetzung oder die Finanzierung ihrer Dagegen-Programme konkret aussehen sollen. Wie die jüngsten Wahlen in Großbritannien und Frankreich zeigen, kann das „Dagegen wählen“ genauso die Linke stärken. Es ist kein allgemeiner „Rechtsruck“ da.   Eine neue wissenschaftliche Studie der Sozialwissenschaftler Jonathan Hall und Sam Whitt kommt zu dem Ergebnis, dass hinter den Wahl-Entscheidungen Affekte statt inhaltliche Überlegungen standen. Es geht nicht um Positionen, Fakten oder Programme, sondern um Gefühle. Um zwar hauptsächlich darum, GEGEN eine Partei oder einen Politiker zu wählen und nicht FÜR einen Kandidaten. Vernunft wird halt überschätzt. Aber gut, hoffen wir dass GEGEN Trump klappt.