Sonnige Aussichten für Fröhnd

Im Südschwarzwald ist ein neuer Solarpark in Betrieb gegangen. Davon profitieren das Klima, die Umwelt – und die Gemeinde.

Aus der Ferne sieht es so aus, als habe es sich eine Riesenechse auf dem Berghang bequem gemacht, um ihren schuppigen Körper in der Sonne zu wärmen. Der gerade fertiggestellte Solarpark Fröhnd zeichnet ein imposantes Bild in die Schwarzwaldlandschaft. Auch, weil er mit seiner Neigung von bis zu 32 Grad wohl zu den steilsten Solarparks Deutschlands zählen dürfte.

So außergewöhnlich wie das Erscheinungsbild ist auch die Entstehungsgeschichte des Solarparks. Vor drei Jahren war Michael Engesser, der Bürgermeister von Fröhnd, an die Elektrizitätswerke Schönau herangetreten, um den Bau eines Solarparks in seiner kleinen Gemeinde anzuregen. Und er machte sich auch gleich auf die Suche nach einem passenden Standort. Ganz einfach war das nicht, denn Fröhnd gibt es genau genommen gar nicht, sondern nur seine neun Ortsteile, von denen auf der einen Talseite Unterkastel, Kastel, Hof mit der Wüstung Tanne, Ittenschwand, Ober- und Niederhepschingen liegen und auf der anderen Künaberg, Holz mit Vorderholz und Hinterholz sowie Stutz. Dazwischen gibt es viel Wald, viele Wiesen und ein ständiges Auf und Ab. Einige Teile von Fröhnd liegen auf 500, andere auf 1.200 Metern Höhe. Insgesamt erstreckt sich das alles über eine Fläche von stolzen 1.619 Hektar.

Mit einem farnbedeckten Hang am Rande der Gemarkung entdeckte der Bürgermeister schließlich einen vielversprechenden Standort, der ökologisch durch einen Eingriff nur gewinnen konnte und zugleich in keinerlei Konkurrenz zu der landwirtschaftlichen Nutzung stand. Inzwischen steht hier, südöstlich des Ortsteils Oberhepschingen, eine Anlage, die mindestens bis zur Jahrhundertmitte Strom für rund 1.550 Haushalte erzeugen wird – weit mehr, als die Bürgerschaft von Fröhnd benötigt. Der Solarpark mit einer Gesamtleistung von 4,2 Megawatt (MWp) wird im Vergleich zum allgemeinen deutschen Strommix 2022 1.700 Tonnen Kohlen­dioxid pro Jahr einsparen.

Der Biotopwert der überbauten Fläche kann sogar steigen: Neben Rückzugs- und Nistplätzen für Reptilien, Vögel und Fledermäuse sollen insgesamt 3,75 Hektar Schafweide zwischen und neben den Modulen bereitstehen, weiterhin wird der Randstreifen mit seinen Kraut- und Halbstrauchpflanzen sowie ein Offenlandbiotop erhalten und gepflegt. Insofern ist der Solarpark ein eindrucksvoller Gewinn für Energiewende, Klimaschutz und Natur. 

Und auch für die Gemeinde, die den Ausbau der Erneuerbaren Energien im Schwarzwald nicht nur toleriert, sondern sogar fördert. Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger hatte Anfang Dezember 2022 im Rahmen einer Bürgerbefragung für die Verpachtung gemeindeeigener Flächen an die Betreiber von Windparks gestimmt, die in den kommenden Jahren gebaut werden sollen. Und auch der Solarpark fand breite Unterstützung in der Bevölkerung und im Gemeinderat.

In Fröhnd war die klamme Gemeindekasse – neben dem Klimaschutz – ein wichtiges Argument für die kommunale Energiewende. «Vor ein paar Jahren noch haben wir immer wieder blaue Briefe von der Gemeindeaufsicht erhalten», berichtet Bürgermeister Michael Engesser, «die finanzielle Situation der Kommune war besorgniserregend.» So stand die Gemeinde – wie viele andere Orte ohne nennenswerte Gewerbesteuereinnahmen – immer häufiger vor dem Problem, die Infrastruktur nicht mehr aufrechterhalten zu können, weil das Geld für die Instandhaltung der Straßen, Kanäle oder Gebäude fehlte.

Vor allem die Wasserversorgung hat dem Fröhnder Gemeinderat in den vergangenen Jahren immer wieder Kopfzerbrechen bereitet. Die weit voneinander entfernten Ortsteile und die unterschiedliche Höhenlage der Siedlungen machen Bau und Betrieb der Wassernetze kompliziert und teuer. Die Gemeinde muss allein acht Hochbehälter unterhalten, das entspricht im Schnitt einem Wasserspeicher für 62 Menschen.

Mit den zu erwartenden Pachteinnahmen für die Wind- und Solarparks will die Gemeinde künftig die kommunalen Wasserpreise senken. Die Bürgerinnen und Bürger sollen so auch unmittelbar von den neuen finanziellen Möglichkeiten profitieren. «Unsere besondere Topografie bringt Vor- und Nachteile mit sich», sagt Bürgermeister Engesser, «aber wir nutzen die Vorteile, um die Nachteile auszugleichen. Wir können hier oben Wind- und Sonnenenergie erzeugen, das ist in städtischen Regionen und in Tieflagen nicht oder oft nur eingeschränkt möglich. Der Gemeinderat und viele unserer Bürgerinnen und Bürger haben erkannt, dass darin eine große Chance für Fröhnd liegt.»

Nicht nur auf der Einnahmeseite helfen die Erneuerbaren, die Gemeindekassen zu sanieren: Auch Ausgaben lassen sich mit ihnen reduzieren. So wird gerade die Fröhnder Gemeindehalle saniert, in der künftig neben der Rathausverwaltung auch die Bürgerhilfe, ein Seniorentreff sowie die Freiwillige Feuerwehr unterkommen werden. Das Gebäude erhält jetzt einen Vollwärmeschutz und im Zuge der Dachsanierung eine 60-Kilowatt-Peak-Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher. So werden die Heizkosten deutlich reduziert, wird der benötigte Strom selbst erzeugt – und zudem ein Ort geschaffen, der das Gemeindeleben bereichert.

Angesichts dieser Entwicklung ist der Bürgermeister mehr denn je davon überzeugt, dass die Erzeugung regenerativer Energien für ländliche Gemeinden wie Fröhnd eine große Chance darstellt. «Dort oben steht zwar ein EWS-Solarpark», betont Michael Engesser, «aber für mich ist es auch der ‹Fröhnder Solarpark›. Denn er hilft uns allen!»