Energiesparen geht nicht nur Privatpersonen an, sondern auch Unternehmen. Während manche Firmen in der Krise nach günstigerer Energie und staatlichen Hilfen rufen, zeigen andere seit Jahren, wie Energieeffizienz dem Klimaschutz dient – und langfristig auch dem eigenen Unternehmen hilft. Wie das möglich ist, erläutert Holger Cecco-Stark, Leiter des Bereichs „Corporate Social Responsibility“ beim Outdoor-Händler Bergzeit.
Bergzeit hat sich als Unternehmen ehrgeizige Klimaschutz-Ziele gesetzt, klimarelevante Emissionen sollen bis 2026 um 50 bis 70 Prozent reduziert sein. Damit nehmen Sie zwar Bezug auf das Pariser Klimaschutzabkommen, wollen aber deutlich schneller sein. Wie soll das gehen?
Holger Cecco-Stark: Unser Konzept haben wir in drei Anwendungsbereiche aufgeteilt: Im ersten und zweiten Block reduzieren wir die direkt in dem oder für das Unternehmen getätigten Emissionen – bis 2026 um 70 Prozent. Wir erzeugen eigene Energie durch Photovoltaik Anlagen, wir stellen die Firmenfahrzeuge auf E-Mobilität um und wir reduzieren unseren CO2-Ausstoß, beispielsweise durch effizientere Anlagen und klimafreundlichere Verhaltensweisen. Im Scope 3, dem dritten Block, der alle Emissionen aus der vor- und nachgelagerten Lieferkette umfasst, haben wir zwar die Entscheidungen nicht in den eigenen Händen, aber wir lösen durch Anregungen und Diskussionen neue Prozesse aus. Hier wollen wir 50 Prozent der Emissionen einsparen.
Welche Potentiale hat das Unternehmen Bergzeit, um kurzfristig weitere Energie einzusparen? Nehmen Mitarbeiter:innen im Winter eine Wolldecke mit?
Holger Cecco-Stark: Tatsächlich haben auch wir die Raumtemperaturen etwas gesenkt. Dadurch brauchen unsere Mitarbeiter nicht unbedingt eine Wolldecke, aber wir sehen vermehrt warme Winter-Pullis am Arbeitsplatz. Durch die Gestaltung unserer Arbeitsräume haben wir zudem die Möglichkeit, mehr körperliche Aktivität in den Arbeitsalltag zu bringen. Das geht von Stehschreibtischen über zentrale Drucker und Müllentsorgung bis hin zu flexiblen Arbeitsbereichen. Im Grunde nutzen wir bereits seit Jahren jede Möglichkeit, um Energie zu sparen oder gar zu gewinnen. Angefangen bei konsequenter LED-Beleuchtung mit Präsenzmeldern im Lager, wo das Licht in den einzelnen Lagergassen nur angeht, wenn ein Mitarbeiter dort tätig ist. Außerdem setzen wir wo immer möglich sparsame Geräte ein. Und wir nutzen eine aktive Energierückgewinnung in unseren logistischen Anlagen. Konkret bedeutet dies, dass unsere Behälterlifte im Lager beim Abwärtsfahren Energie erzeugen, die in unser Stromnetz eingespeist wird.
Bergzeit handelt mit Outdoor-Bekleidung, -Schuhen und –Ausrüstung. In diesen Produkten stecken in der Regel viele Materialien, die oftmals nicht nachhaltig produziert werden: Leder, Baumwolle, verschiedene Kunststoffe. Inwiefern finden die Kriterien für Nachhaltigkeit in dem Produktangebot Beachtung?
Holger Cecco-Stark: Für uns ist es wichtig, Transparenz zu schaffen. Dazu haben wir MUT Kriterien definiert, die dem Kunden den Weg zur nachhaltigen Alternative zeigen. MUT steht dabei für Mensch – Umwelt – Tier und zeigt die Leistung der einzelnen Produkte bezüglich sozialer, umweltrelevanter und das Tierwohl betreffende Aspekte. Dabei orientieren wir uns an offiziellen Siegeln, um eine nachvollziehbare und ehrliche Beurteilung zu gewähren.
Zudem drängen wir darauf, dass sich unsere Lieferanten verbindliche Ziele setzen. Nicht zuletzt dazu haben wir gemeinsam mit anderen Händlern der Outdoor Branche das ORCC gegründet. Das Outdoor Retailer Climate Commitment vereint Händler in ganz Europa, die sich fordernde eigene Klimaziele gesetzt haben und gemeinsam in den Dialog mit Herstellern gehen, um auch diese zu verbindlichen Maßnahmen zu bewegen.
Welche weiteren Schritte in Ihrem Nachhaltigkeitsmanagement sind geplant?
Holger Cecco-Stark: Das Bestreben nach mehr Nachhaltigkeit ist ein kontinuierlicher Prozess. Wir haben noch viele Ansätze, die uns teilweise auch nur in kleinen Schritten voranbringen. Ein großer Schritt war der Start unserer Secondhand-Plattform RE-USE. Dort haben Kunden die Möglichkeit, gebrauchte Ware zu kaufen und zu veräußern. Denn, auch wenn dies für einen Händler noch befremdlich klingt, ist es nachhaltiger einen Artikel erst gar nicht zu produzieren.
Die Elektrizitätswerke Schönau EWS liefern im Rahmen ihrer Energiespar-Kampagne www.ews-schoenau.de/wirsparendas Hintergründe, Tipps und Informationen zur Energiekrise und Möglichkeiten des Sparens.