Zum 37. Mal finden die Freiburger Literaturgespräche statt, vom 9. bis 12. November unter dem Motto „Alle meine Geister“, veranstaltet vom Literaturhaus Freiburg in der Bertoldstraße. Eröffnet werden die Literaturtage vom renommierten Schriftsteller Uwe Timm (Foto rechts).
„Alle meine Geister“ beschwört Uwe Timm in seinem gleichnamigen Erinnerungsbuch, das dem diesjährigen Freiburger Literaturgespräch seinen Titel leiht und ins Hamburg der 1950er Jahre führt, zu den Ursprüngen des Werks eines der wichtigsten gegenwärtigen Chronisten Deutschlands. Zwischen Kürschner-Werkstatt, Jazzclubs und der Welt von Salinger und Camus schulte der Handwerkslehrling, der vom Schreiben träumt, sein musikalisches, politisches und literarisches Gespür. Am 9. November eröffnet der Schriftsteller die 37. Ausgabe des Lesefests im Ratssaal des Neuen Rathauses und kommt ins Gespräch mit Marie Schmidt (Süddeutsche Zeitung) und Thomas Geiger (Literarisches Colloquium Berlin).
Auf ihn freut sich das Team des Literaturhauses und das Freiburger Publikum ganz besonders. Wobei das Schöne am Literaturgespräch aber schon immer war– und diese Tradition wird auch in diesem Jahr fortgeführt –, dass zu den Literaturgesprächen neben großen und bekannten Schriftstellern und Schirftstellerinnen auch immer neue, noch zu entdeckende Stimmen hinzukommen.
Mit Ralph Tharayil und Birgit Mattausch wurden zwei beeindruckende Debüts eingeladen. Rike Scheffler ist eine weitere junge Stimme, sie kommt mit ihrem zweiten Lyrikband, Gedichten, die bereits als ungewöhnliches Lese-Erlebnis beeindrucken. Bei den Literaturgesprächen wird sie eine Auswahl ihrer Gedichte als Konzertperformance produzieren, bei der sie mit Stimme, Soundeffekten und Loopmaschine arbeitet.
Die Lyrik wird aber auch am Sonntag, 12. November, zum großen Abschluss im SWR-Studio mit der aktuellen Huchel-Preisträgerin Judith Zander gefeiert, die auch bereits am Samstag im Literaturhaus liest, sowie drei weiteren Preisträgerinnen und Preisträgern. Sie alle haben mit sehr unterschiedlichen Gedichtbänden diesen bedeutendsten deutschen Lyrikpreis gewonnen.
Eine der wichtigen Stimmen aus Polen – und eine der großen europäischen Erzählerinnen – kommt am Samstag, 11. November, zu den Literaturgesprächen: Joanna Bator, auch sie unbedingt entdeckenswert. Sie kommt im Rahmen ihrer Lesung im Literaturhaus mit ihrer Übersetzerin ins Gespräch. In ihrem aktuellen Roman entfaltet sie ein Jahrhundertpanorama weiblicher Geschichten, das zeigt, wie im Erzählen der Bannkreis der „Bitternis“ aufbricht. Am 10. November präsentiert sich der liebenswert griesgrämige Bärbeiß aus der Feder der Freiburger Schriftstellerin Annette Pehnt in neuem Gewand von Josephine Mark und erzählt Friedenspreisträger Liao Yiwu von der Liebe in Zeiten Mao Zedongs.
Der 11. November führt weiter in großer Vielfalt durch Bücher des Jahres: Annika Reich entwirrt in ihrem vielschichtigen Familienroman „Männer sterben bei uns nicht“ Fallstricke des Patriarchats, Judith Zander knüpft in ihrem mit dem Peter-Huchel-Preis 2023 ausgezeichneten Gedichtband „im ländchen sommer im winter zur see“ Verbindungen zwischen Tieren und Gestirnen, Liebeslyrik und Naturbetrachtung. Birgit Mattausch erzählt in ihrem Debüt „Bis wir Wald werden“ vom Wurzelnschlagen im Beton, Marion Poschmann vernimmt in Wald und Wind den „Chor der Erinnyen“, der die Parallelgeschichte zu ihrem Bestsellerroman „Die Kieferninseln“ bildet. Und Ralph Tharayil vermisst mit „Nimm die Alpen weg“ in lyrisch-luzider Prosa die Enge zwischen Schweizer Bergen.
Freiburger Literaturgespräche
Vom 9. bis 12. November
www.literaturhaus-freiburg.de