Die Wiehre sei ein wunderschöner Ort zum Backen, sagt Michael Schulze. Der Bäckermeister hat seit September die ehemalige Bäckerei Bühler in der Zasiusstraße übernommen und hier seine Bäckerei Brotbruder eröffnet.
Hier backen er und sein Team – das er komplett von seinem Vorgänger übernommen hat – mit regionalem Bioland-Mehl, ohne jegliche chemischen Zusatzstoffe, feine Sauerteigbrote, die außergewöhnlich lange fermentieren durften und deshalb besonders bekömmlich und lange haltbar sind. Jedes Brot, das bei Michael Schulze aus dem Ofen kommt, ist ein reines Sauerteigbrot, ohne Hefe gebacken. Wie es sich gehört, hat sein bereits vor vielen Jahren angesetzter Sauerteig-Anstellgut einen Namen: „Fritzle – nach meinem Großvater“, erläutert der Bäcker. Brötchen gibt es bei ihm keine, aber Brezeln und Laugenstangen sowie Croissants und süße Teilchen wie beispielsweise Zimtschnecken. Und mittags zaubern er und sein Team eine frische Focaccia aus dem Ofen.
Ganz bewusst hat er sich für weniger Auswahl in seiner Bäckerei entschieden. So kann er die hohe Qualität garantieren. Außerdem zieht er es vor, je nach Saison temporär verschiedene Backwaren anzubieten. „Das ist dann meine Spielwiese.“ Der 41-jährige leidenschaftliche Bäcker schwärmt: „Ich kann mich jetzt voll entfalten“. Genau deshalb hatte er immer schon den Plan, sich irgendwann selbstständig zu machen, „um mich zu verwirklichen und meine Ideen umzusetzen“.
Anrufen kann man in seiner Bäckerei nicht. Die persönliche Beratung ist ihm äußerst wichtig, deshalb hat er sich gegen ein Telefon in seinem Laden entschieden, damit er nicht abgelenkt wird. Sein Tag beginne „relativ spät“, wie er sagt: Um zehn nach fünf steht er auf. Ab halb sechs steht er in seinem Laden, der um 7.30 Uhr öffnet. Den ganzen Tag über wird bei den Brotbrüdern gebacken, zehn bis zwölf Stunden hat sein Arbeitstag. Samstags hat er geschlossen, da möchte er Zeit haben für seine zwei kleinen Kinder.
Es erfordert Mut, in einer Zeit, die geprägt ist von Krisen und Preissteigerungen, ein Geschäft aufzumachen – zumal Bioland-Mehl fast doppelt so teuer ist wie konventionelles Mehl . Doch bei der Option einen Standort in der Wiehre zu haben, musste er einfach zugreifen, sagt Michael Schulze. „Wir machen schöne Sachen und machen Menschen glücklich.“ Und wenn am Abend etwas übrig ist, macht er weitere Menschen glücklich: Die übrigen Backwaren bekommt nämlich Die Tafel.