Sie war ein Naturtalent und ein Phantom: Régine Wieniawski (1879 bis 1932), die sich „Poldowski“ nannte, lebte in verschiedenen Ländern, komponierte unter verschiedenen, teils erfundenen Namen, und schlug sich in Zeiten der Not auch als Modedesignerin durch.
Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Vertonungen von Gedichten Paul Verlaines. Die Tochter des polnischen Geigen-Virtuosen Henryk Wieniawski und der Britin Isabelle Hampton Wieniawski wurde in Brüssel geboren, lebte später in London, Paris und den USA. Dr. Natasha Loges, Professorin für Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik Freiburg, die den Konzertabend gemeinsam mit Prof. Regina Kabis-Elsner organisiert hat, schwärmt: „Sie hat unverwechselbare Lieder komponiert: wunderbar leicht auf der Stimme und dem Klavier, wie ein Windhauch, der gleich wieder weg ist, einen aber trotzdem tief berührt.“ Die Komponistin trat vor der belgischen Königin sowie im spanischen Königshaus auf und arbeitete mit den Komponisten Peter Warlock und George Gershwin, dem Pianisten Arthur Rubinstein und dem Geiger Jacques Thibaud.
Für eine Frau ihrer Zeit lebte Poldowski ein unkonventionelles Leben. „Sie hatte oft Geldprobleme, schwebte wie ein Luftballon durch ihr Leben“, sagt Natasha Loges. „Aber sie war äußerst anpassungs- und widerstandsfähig, auch in schweren Zeiten. Aus einer musikwissenschaftlichen Perspektive arbeitet man sich an ihr ab wie Sherlock Holmes. Manchmal denkt man, sie verstanden zu haben, aber zehn Jahre später ist sie schon wieder jemand ganz anderes.“
Konzert mit Werken von Régine Wieniawska alias Poldowski
30. Juni 2023, 19:00 Uhr
Hochschule für Musik Freiburg