Mehr als 70 Teilnehmende kamen zur Auftaktveranstaltung von „Mein Quartier CO2-neutral Jetzt! Herdern/Neuburg“, um sich über örtliche Möglichkeiten zum Klimaschutz auszutauschen und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Initiator des Projekts ist der Verein AllWeDo, und einer der Organisatoren ist Florian Jäger.
Wie kam es zur Initiative „Mein Quartier CO2-neutral Jetzt! Herdern/Neuburg“?
Florian Jäger: Das Thema Klimaschutz und Energiebedarf ist ja virulent. Letztlich kam die Initiative durch den Klimabürger:innenrat in Freiburg zustande, den die Demokratieinitiative AllWeDo organisiert hatte. Bürger:innen hatten hier die Möglichkeit im demokratischen Prozess zu partizipieren und ihre Anliegen zu äußern, sich auf Augenhöhe auszutauschen und Ideen konkret weiterzuentwickeln. Dies wurde dann zunächst weiter ins Vauban getragen, wo sich Menschen, die etwas tun und ändern wollten, ganz niedrigschwellig zusammengefunden haben.
Und nun wurde diese Initiative weiter getragen, nach Herdern und Neuburg hinein?
Florian Jäger: Genau, denn es geht zum einen darum, es ganz konkret zu machen, zum anderen, funktioniert das Gemeinschaftliche meist nicht auf der ganz großen Ebene. Gerade Nachbarschaften und Quartier bieten wichtiges Identifikationspotenzial. Zusätzlich verbunden fühlen wir Projektverantwortlichen uns mit Herdern, weil wir selbst hier wohnen. In Herdern und Neuburg hat uns zunächst interessiert, wie funktioniert eine solche Initiative in einem alteingesessenen Viertel, das ganz anders strukturiert ist als das Vauban, wo es gleichzeitig potenziell Interesse sowie Flächen für Photovoltaikanlagen gibt. Sehr hilfreich war, dass wir hier schnell sehr gute Partner gefunden.
Welche Partner sind beteiligt?
Florian Jäger: Da ist der Bürgerverein Herdern mit dem wir eng zusammen arbeiten, die Fabrik in Herdern, wo wir sich die Inititative alle zwei Wochen trifft, und die Begegnungsstätte St. Carolushaus. So erreichen wir die verschiedenen Gruppen in Herdern.
Ist das ein Modell, das man prinzipiell in allen Freiburger Stadtteilen umsetzen kann?
Florian Jäger: Absolut, das ist unser Wunsch. Wir sehen uns dabei als Ermöglicher und Koordinator der vielen verschiedenen Stakeholder:innen.Das sind zum einen Unternehmen und Experten aus allen energierelevanten Bereichen, von Balkonsolar über PV bis zu Gebäudesanierungsfragen. Zum anderen knüpfen wir auch immer mehr Kontakte zur Politik, denn die wollen wir am Ende zu konkreten Maßnahmen bewegen. Und vor allem sind das natürlich die Bürger:innen und die Vereine vor Ort. Zusätzlich haben wir die Wissenschaft als weiteren, wichtigen Partner, die den ganzen Prozess begleitet. Hier wird geschaut, wie das Projekt noch besser werden kann und was eine Organisation zukunftsfähig macht, was eine nachhaltige Initiative entwickeln kann.
Auch die Universität Freiburg ist einer Ihrer Partner.
Florian Jäger: Die Universität Freiburg und das Karlsruher Institut für Technologie sowie das Karlsruher Transformationszentrum für Nachhaltigkeit und Kulturwandel am KIT begleiten das Projekt. Wir werden durch das Programm Innovationscampus Nachhaltigkeit gefördert. Das Projekt ist von Anfang an als Kooperation angelegt und wir arbeiten ganz eng zusammen.
Gibt es schon Pläne für andere Stadtviertel?
Florian Jäger: Wir sind in Gesprächen mit anderen Stadtvierteln und wollen das Projekt „Mein Quartier CO“-neutral Jetzt!“ in ganz Freiburg weiter voran bringen. Wir haben gemerkt: Es gibt ganz viele Menschen, die sich engagieren und etwas tun wollen, aber die oft nicht wissen, wie sie anfangen und wohin sie sich wenden sollen. Wir wollen Gleichgesinnte vor Ort zusammenführen.
Was kann solch eine Initiative bieten, was die Stadt Freiburg, die ja auch die Klimaschutzpolitik voranbringen will, nicht kann?
Florian Jäger: Die Initiative setzt an den Bedürfnissen der Bürger:innen an. Wir befragen die Bürger:innen direkt und unterstützen sie dabei, an den spezifischen Herausforderungen und Möglichkeiten im Quartier anzusetzen. In Herdern bietet sich zum Beispiel die Möglichkeit von Photovoltaik auf öffentlichen Gebäuden an, beispielsweise auf Schulen.
Herdern hat ja auch ein Gefängnis zu bieten. Könnte auch diese Dachfläche genutzt werden?
Florian Jäger: Genau. Wir müssen mutig sein, um etwas zu bewegen. Grundsätzlich sehen wir uns nicht als Konkurrenz, sondern als potenziellen Partner der Stadt und wünschen uns für die Zukunft noch mehr Zusammenarbeit. Von der Politik erhoffen wir uns zudem Erleichterungen, die Maßnahmen umzusetzen. Da ist zum Beispiel ein Thema Denkmalschutz und Klimaschutz.
Der Motor hinter der Initiative ist der Verein AllWeDo. Was macht dieser Verein?
Florian Jäger: Der Verein AllWeDo hat sich rund um die Trump-Wahl gegründet, mit dem klaren Ansatz: So kann es nicht gehen, wir müssen unsere Demokratie stärken und schützen, in dem wir sie wertebasiert und inkludierend gestalten. Der Verein ermöglicht deshalb vor allem Bürgerbeteiligungen. Demokratie ist mehr ist als nur zu wählen oder zu debattieren.
Und wie kamen Sie selbst zu AllWeDo?
Florian Jäger: Ich bin erst seit April dabei. Ich bin Psychologe und Organisationsberater und engagiere mich seit 18 Jahren in verschiedenen Projekten. Mein Anliegen ist es, die Zivilgesellschaft zu stärken und Menschen zusammen zu bringen. So kann Wissen ausgetauscht werden und können Synergien entstehen.
Weitere Termine
Nach dem offiziellen Startpunkt des Projekts „Unser Quartier CO2-neutral Jetzt! Herdern/Neuburg“, gibt es am Dienstag, 22. Oktober, um 19 Uhr in der Fabrik, Habsburgerstr. 9, ein weiteres Treffen der Initiative mit Informationen zu Photovoltaik auf Dächern.
Zudem wird es am 12. Oktober einen Rundgang zum Thema PV-Anlagen mit dem Berater Nils Stannik in Herdern und Neuburg geben. Treffpunkt 10 Uhr am Herdemer Kirchplatz.
Alle, die sich gemeinschaftlich für den Klimaschutz in Herdern und Neuburg einsetzen wollen, können einfach zu den Terminen kommen.