Wer im April im ZDF Magazin Royale mit Jan Böhmermann den Auftritt des Musikers Danger Dan zusammen mit Igor Levit gesehen und gehört hat, wird die Songzeile „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ nicht mehr vergessen – und künftig beim Namen Danger Dan aufhorchen. Jonathan Heck hatte die Böhmermann Sendung noch nicht gesehen, als bei ihm das Telefon klingelte und sich ein Daniel Pongratz alias Danger Dan bei ihm meldete. Der Komponist und Geiger wusste erst einmal nicht, mit wem er es da zu tun hatte. Das änderte sich aber schnell, denn der Rapper und Liedermacher fragte bei dem klassischen Musiker an, ob dieser sich vorstellen könnte, ihn mit dem Heck Quartett bei seiner Tournee zu begleiten.
Um zu verstehen, wie es kommt, dass ein klassischer Musiker und Komponist wie Jonathan Heck, der unter anderem Werke für das West Australian Ballet in Perth, das New National Theatre in Tokio und das John Neumeier Ballet geschrieben sowie einen „Totengesang“ für eine Aufführung in London komponiert hat, plötzlich mit einem Sänger wie Danger Dan auf der Bühne steht, muss man vielleicht den Werdegang genauer anschauen. Der aus Breisach stammende Jonathan Heck, 28 Jahre alt, lacht, als er gefragt wird, wo er Komposition und Geige studiert habe: „Gar nicht.“ Stattdessen hat er Schauspiel in Berlin studiert, aber nach dem Abschluss beschlossen, sich ganz aufs Geigenspiel und das Komponieren zu verlegen. „Ich hatte nie gedacht, dass es genau das ist, was ich machen wollte, bis ich es gemacht habe.“
„Das Wichtigste ist zu arbeiten, zu machen und bereit zu sein zu scheitern. Dadurch wird man besser und lernt immer weiter“, ist Jonathan Hecks Erfahrung. Dennoch räumt er ein, dass er auch viel Glück hatte. „Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.“
Mit einem Rapper Musik zu machen, statt Kammermusik von Mozart oder Brahms zu spielen, sei für ihn und das Quartett mal etwas anderes. Wichtig war ihnen jedoch von Anfang an, dass es hier nicht einfach um einen Job geht, sondern um echte Zusammenarbeit. Er sei überzeugt, dass man auch mit „Popmusik nachhaltige Musik machen kann, die etwas bewegt“. Er und sein Quartett würden die gleichen Werte vertreten, wie Danger Dan, also gegen Homophobie, Rassismus und Xenophobie stehen. „Für so etwas sollte kein Platz in unserer Gesellschaft sein.“
Natürlich sei es viel anspruchsvoller Paganini Capricen zu spielen, aber das Kundtun von Werten und Haltung wie im Song „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ mache diesen Song so wichtig. Danger Dan sei „ein sehr authentischer Künstler und großartiger Sänger“. Und es versteht sich von selbst, dass es für jemanden wie Jonathan Heck absolut keine Rolle spielt, dass Danger Dan keine Noten lesen kann. Für ihn bedeutet das lediglich eine andere Herangehensweise, denn die Arrangements der Danger Dan-Songs für das Heck Quartett schreibt deren Leiter selbst. Danger Dan spielt ihm seine Songs auf dem Klavier vor, Jonathan Heck erarbeitet daraus die Begleitung.
Was ihn restlos begeistert, ist der Umgang im Danger Dan-Team. „Die sind alle wahnsinnig respektvoll und voller Wertschätzung füreinander.“ Das kennt er aus der Klassikszene oft anders, dort herrsche häufig ein reservierter Tonfall. „Das macht schon wahnsinnig Spaß mit Danger Dan“, schwärmt Jonathan Heck, und freut sich, dass der Rapper bei einem der Konzerte angekündigte: „Nie wieder ohne dieses Quartett!“. Offensichtlich haben sich da zwei Welten gefunden.
Am 26. Dezember treten Danger Dan und das Heck Quartett in der Stuttgarter Liederhalle auf.