Menschen, die trotz Hörverlust kein Hörgerät verwenden, haben ein signifikant höheres Risiko, an Demenz zu erkranken. Dies zeigt eine umfangreiche Beobachtungsstudie. Der Zusammenhang zwischen schlechtem Hören und Demenz ist vielleicht nicht sofort offensichtlich, aber statistische Daten sprechen eine deutliche Sprache. Eine neue Studie, veröffentlicht im renommierten Journal “The Lancet Public Health”, untersuchte Daten und Aussagen von über 400.000 Personen. Die Studienteilnehmer wurden in drei Gruppen unterteilt: Menschen mit Hörverlust, die kein Hörgerät benutzen; Menschen mit Hörverlust, die ein Hörgerät benutzen; und Menschen ohne Hörverlust.
Die Ergebnisse zeigen klar, dass das Demenzrisiko bei Personen, die kein Hörgerät benutzen, etwa 42 Prozent höher ist als bei den anderen beiden Gruppen, bei denen das Risiko vergleichbar ist. Prof. Dongshan Zhu, einer der Studienautoren, betont: “Es gibt immer mehr Belege dafür, dass Hörverlust der wichtigste modifizierbare Risikofaktor für Demenz in der Lebensmitte ist. Unsere Studie liefert den bisher besten Beweis dafür, dass Hörgeräte eine minimal-invasive, kosteneffektive Behandlung sein könnten, um so die potenziellen Auswirkungen von Hörverlust auf eine spätere Demenz abzuschwächen.”
Die Forscher analysierten die Daten von 437.704 Personen aus der britischen Biobank-Datenbank. Informationen über Hörverlust und die Nutzung von Hörgeräten wurden anhand von Fragebögen erfasst, während Demenzdiagnosen über Krankenhausunterlagen und Sterberegisterdaten ermittelt wurden. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer bei der Rekrutierung lag bei 56 Jahren, die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit betrug zwölf Jahre.
Auch Faktoren wie Einsamkeit, soziale Isolation und depressive Symptome wurden untersucht. Die Studie deutet darauf hin, dass weniger als acht Prozent des Zusammenhangs zwischen der Nutzung von Hörgeräten und einem geringeren Demenzrisiko durch die Verbesserung psychosozialer Probleme erklärt werden können. Dies legt nahe, dass der Schutz vor Demenz eher auf die direkten Auswirkungen der Hörgeräte zurückzuführen ist. Obwohl die Studie eine Korrelation aufzeigt, können keine kausalen Zusammenhänge nachgewiesen werden. “Es sind weitere Forschungen erforderlich, um einen kausalen Zusammenhang zwischen der Nutzung von Hörgeräten und einem geringeren Demenzrisiko sowie die zugrunde liegenden Mechanismen festzustellen”, sagt Studienautor Dr. Fan Jiang.
Die Autoren fordern eine stärkere Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die potenziell schützende Wirkung von Hörgeräten gegen Demenz und einen besseren Zugang zu Hörgeräten durch Kostensenkungen.