Faszination Hören erklärt

Anders als Augen, Haut oder Knochen altern unsere Ohren nicht auf dieselbe Weise.

Der Hörsinn ist einer der komplexesten Sinne des Menschen. Bereits im Mutterleib ist dieser Sinn so weit entwickelt, dass ein Embryo Stimmen wahrnehmen kann. Später im Leben kann ein Mensch bis zu zwanzig verschiedene akustische Signale pro Sekunde unterscheiden.

Früheste Wahrnehmung

Das Hören ist der erste Sinn, mit dem ein ungeborenes Kind seine Umgebung wahrnimmt. Bereits eine Woche nach der Befruchtung der Eizelle können mithilfe eines Mikroskops kleine Ansätze der Ohrenbildung am Embryo festgestellt werden. Ab der 22. Schwangerschaftswoche funktioniert der Hörsinn so weit, dass der Fötus Töne aufnehmen und Stimmen unterscheiden kann. Besonders die Stimme der Mutter wirkt beruhigend auf das ungeborene Kind.

Die Mechanik des Hörens

Damit wir Schall als Geräusch wahrnehmen können, müssen verschiedene Teile des Ohrs perfekt zusammenarbeiten. Schallwellen werden durch die Ohrmuschel aufgenommen und bis zum Mittelohr geleitet. Dort treffen sie auf das Trommelfell, welches die Schwingungen an die Gehörknöchelchen – Hammer, Amboss und Steigbügel – weitergibt. Diese Schwingungen werden in der Flüssigkeit der Gehörschnecke verstärkt und als Wellen bis zur Schneckenspitze weitergeleitet. Dort erregen sie Tausende kleiner Härchen, die sich etwa 20.000 Mal pro Sekunde bewegen. Diese Haarzellen wandeln die Wellen in elektrische Impulse um und leiten sie an den Hörnerv und schließlich an das Gehirn weiter.

Verarbeitung im Gehirn

Das Gehirn interpretiert diese Sinneseindrücke und vergleicht sie mit bereits bekannten Geräuschen. So lernen wir im Laufe des Lebens, Gehörtes zu erkennen und seine Bedeutung zu verstehen. Das Gehirn filtert Geräusche heraus, die es als unwichtig erachtet, sodass nicht alle Schallinformationen unser Bewusstsein erreichen.

Hörpräferenz des rechten Ohrs

Interessanterweise hören wir mit dem rechten Ohr oft besser als mit dem linken. Dies liegt daran, dass die vom rechten Ohr aufgenommenen Signale in die linke Gehirnhälfte gelangen, wo sich die Zentren für Sprache und Erinnerungsvermögen befinden. Besonders bei Kindern bis 13 Jahren und in schwierigen Hörsituationen fällt dies auf.

Sprechen lernen durch Hören

Für das Erlernen der Sprache ist das Hören essentiell. Kinder, die taub geboren werden, erlernen die Gebärdensprache, da sie die Lautsprache nicht wahrnehmen können.

Alter und Hörverlust

Anders als Augen, Haut oder Knochen altern unsere Ohren nicht auf dieselbe Weise. Dennoch hören viele Menschen im Laufe ihres Lebens schlechter. Das empfindliche Gehör wird durch zu viel Lärm und Dauerbelastung überstrapaziert. Die feinen Härchen in der Innenohrschnecke können beschädigt werden und Töne nicht mehr korrekt weiterleiten. Dies führt zu Hörverlusten, die oft schon bei jungen Menschen auftreten.

Lautstärke und Gehörschäden

Das menschliche Ohr kann Lautstärken von 10 bis 140 Dezibel wahrnehmen. Bereits ab 120 Dezibel kann es schmerzhaft werden, und ein Raketenstart in unmittelbarer Nähe erzeugt etwa 180 Dezibel, was das Ohr schädigen würde. Rund 1,6 Milliarden Menschen weltweit leben mit Hörverlust. Häufig sind diese Schäden vermeidbar, denn laute Umgebungen wie Clubs oder ständiger Alltagslärm können das Gehör erheblich beeinträchtigen.

Hörsturz

Ein plötzliches, gedämpftes Hören und ein anhaltendes Geräusch, bekannt als Tinnitus, können Anzeichen eines Hörsturzes sein. Betroffene verlieren oft plötzlich das Gehör, meist auf einer Seite. Die Ursache bleibt oft unbekannt, was den Hörsturz zu einem Massenphänomen macht. Frühe Behandlungsmöglichkeiten können jedoch die Chancen erhöhen, das Gehör zu retten und langfristigen Schaden zu verhindern.

Welttag des Hörens

Am 3. März wird jährlich der Welttag des Hörens begangen, um weltweit auf die Bedeutung des guten Hörens und den Schutz des Hörsinns aufmerksam zu machen. Bundesweit finden an diesem Tag zahlreiche Aktionen statt, um das Bewusstsein für Hörgesundheit zu schärfen.

Das Hören ist ein faszinierender Sinn, der unser Leben auf vielfältige Weise bereichert. Von den ersten Tönen im Mutterleib bis hin zu komplexen Klangwahrnehmungen im Erwachsenenalter spielt der Hörsinn eine zentrale Rolle in unserer Wahrnehmung und Kommunikation. Der Schutz und die Pflege dieses empfindlichen Sinnes sind daher von großer Bedeutung.

Die Rolle von Hörgeräten

Hörgeräte spielen eine entscheidende Rolle im Umgang mit Hörverlust, der durch Lärm, Alter oder andere Faktoren verursacht wird. Sie verstärken die Schallwellen, die das Ohr erreichen, und helfen so, den Hörsinn zu unterstützen, der durch beschädigte Haarzellen in der Gehörschnecke beeinträchtigt ist. Moderne Hörgeräte sind hochentwickelte technische Geräte, die sich an die individuellen Bedürfnisse des Trägers anpassen lassen und dadurch die Lebensqualität erheblich verbessern können.

Angesichts der Tatsache, dass rund 1,6 Milliarden Menschen weltweit mit Hörverlust leben, ist der Zugang zu effektiven Hörhilfen von großer Bedeutung. Die Bedeutung eines guten Gehörs für die soziale Interaktion, das Sprachverständnis und die allgemeine Lebensqualität kann nicht genug betont werden. Hörgeräte bieten eine wertvolle Unterstützung, um den Herausforderungen des Hörverlusts zu begegnen und ein aktives, kommunikatives Leben zu ermöglichen.