Wie bei den früheren internationalen Automobilausstellungen in Frankfurt eröffnete Bundeskanzlerin Angela Merkel auch in diesem Jahr die IAA Mobility in München. Auf die nun scheidende Bundeskanzlerin kann sich die Industrie verlassen. Daimlerchef Ola Källenius jedenfalls ist mit ihrer Arbeit zufrieden, wie er sagt, und er hat bereits klare Vorstellungen an die künftige Bundesregierung: Sie müsse ambitionierte Klimapolitik mit starker Wirtschafts- und Industriepolitik verbinden. Die Branche investiere schließlich Milliarden in neue Technologien, so Källenius, das könne in Zukunft nur weitergehen, wenn Unternehmen stark und rentabel blieben.
Die frühere Autoshow hat sich zu einer Mobilitätsmesse gewandelt, auf der auch zahlreiche Fahrradhersteller ihre Produkte zeigen. „Es ist ein richtiger Versuch, dass man das Auto als Teil eines Mobilitätssystems positioniert“, so ein Autoexperte in der ARD.
Der Verkehrssektor könne und müsse viel zur Klimaneutralität beitragen, „und wir können viel davon hier in München sehen“, sagte Kanzlerin Angela Merkel. Die Autoindustrie sei nicht per se Teil des Klimaproblems, sondern „vor allen Dingen auch ein zentraler Teil der Lösung“.“
Sie freue sich, dass der Trend jetzt unübersehbar zur E-Mobilität gehe: „Nun haben alle Hersteller alltagstaugliche Elektrofahrzeuge in ihrem Programm.“ Das sei bei der letzten IAA in Frankfurt vor zwei Jahren noch anders gewesen. Inzwischen seien eine Million E-Autos auf den deutschen Straßen unterwegs. Und der Kritik der Autobranche am schleppenden Aufbau öffentlicher Ladesäulen gab Merkel recht: „Da müssen wir noch besser werden.“ Das gelte europaweit. „Wenn ich mich hier umsehe, bin ich ganz fest überzeugt, dass die Transformation zur Klimaneutralität für unser Land und für unsere Automobilindustrie ein Erfolg wird“, sagte Merkel. Die Arbeitsplätze ließen sich allerdings nicht im Inland halten, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmten. „Es ist für unsere Zukunft ganz entscheidend, dass wir die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft erhalten“, betonte Merkel. Dies sei auch auf europäischer Ebene eine Diskussion.
Ein entscheidender Punkt sei auch die Technologieoffenheit, sagte sie unter Beifall im Saal. E-Mobilität werde ein Pfeiler sein, aber auch Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe seien Beiträge fürs Klima.
Werden schon bald die autonomen Autos kommen?
Schon vor einiger Zeit hatte Angela Merkel auf die Frage, wie wohl der mobile Verkehr in 30 Jahren aussehe, geantwortet: Die Autos werden dann längst autonom fahren. Merkel erläuterte damals vor Studenten, dass eben der Mensch das größte Risiko im Straßenverkehr sei.
Volkswagen-Chef Herbert Diess erwartete bereits im Dezember 2020, dass autonom fahrende Autos schon in wenigen Jahren marktreif sind. Bei den benötigten Computerchips verdoppele sich die Leistungsfähigkeit alle 18 Monate, sagte Diess der „Wirtschaftswoche“.
Bei der eingesetzten künstlichen Intelligenz gehe die Entwicklung noch schneller: „Da ist absehbar, dass die Systeme bald in der Lage sein werden, auch die komplexen Situationen beim autonomen Fahren zu beherrschen“, sagte der VW-Chef.
Beeindruckt zeigte sich Diess auch von Tesla: „Eine Stärke von Tesla ist, dass sie mit ihrer schon sehr großen Flotte von Fahrzeugen ständig Fahrdaten sammeln und mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz das System damit immer besser machen. Wenn Sie so wollen, ist Tesla nicht nur ein Autounternehmen, sondern ein neuronales Netz, das immer besser fahren lernt.“
Die großen Autohersteller liefern sich derzeit ein Wettrennen darum, wer als Erstes einen weiteren Schritt hin zum vollautonomen Fahrzeug machen kann. VW hatte auf dem Genfer Autosalon 2017 erstmals die Konzept-Studie Sedric – kurz für „Self Driving Car“ – gezeigt. Ein Update folgte auf der Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt, wo auch der Audi A8 Aicon präsentiert wurde. Beide Fahrzeuge werden elektrisch betrieben und sind auf das autonome Fahren der Stufe 5 ausgerichtet. Sie verfügen also weder über Lenkrad noch über Pedale. Scheint heute noch ein bisschen gruselig.