Es ist so eine Sache in der Bütt: Tätäää! Tätäää! Tätäää! Und wenn danach Politiker mit allzu tierischem Ernst aufeinander losgehen, lässt dies tief blicken. Zum Beispiel auf die hochsensiblen Befindlichkeiten, die gerade zwischen der Union und der FDP herrschen. Bei der Verleihung des „Ordens wider den tierischen Ernst“ in Aachen hat Marie- Agnes Strack-Zimmermann Aufsehen erregt, als sie CDU-Chef Friedrich Merz als „Flugzwerg aus dem Mittelstand“ bezeichnete, den „zweimal keiner haben“ wollte, weil er nur schwer zu ertragen sei. Da der Hobby-Pilot Merz bekanntlich zur Hochzeit von FDP-Chef Christian Lindner eigenhändig nach Sylt geflogen war, ist der Spruch vom „Flugzwerg“ natürlich besonders perfide. Haben sich da etwa zwei Parteien entzweit, die ja zuvor immer als quasi „natürliche“ Koalitionspartner galten?
Strack-Zimmermann (sehr treffend als Vampir „verkleidet“) warf dem CDU-Chef außerdem vor, die Reichsbürgerszene nicht ernst zu nehmen. „Treibt‘s ein Nazi-Prinz zu wild, dann wird der Flugzwerg plötzlich mild“, reimte sie. Das brachte im Nachgang CDU-Generalsekretär Mario Czaja auf die Palme, der fand, dass diese Bütt-Rede unter der Gürtellinie gewesen sei und eine Entschuldigung forderte. Worauf dann die Raketen-Agnes erwiderte, dass der Czaja wohl von Humor gar nix verstehe und den Gürtel im übrigen bestimmt direkt unter dem Hals schnüre. Ja ja, schon gut, mischte sich an dieser Stelle der Parteivize Wolfgang Kubicki ein. Er war dabei und sagte, es sei „ziemlich naiv und reichlich unpolitisch, zu glauben, eine einzelne Büttenrede würde Koalitionsoptionen in naher oder ferner Zukunft beeinflussen“. Er selbst habe im Saal wahrgenommen, „dass dieser Passus über Friedrich Merz nicht gezündet hat“. Aber eine „Staatsaffäre“ aus dieser Karnevalsveranstaltung zu konstruieren, sei „dann doch übertrieben“. Er rufe deshalb alle Beteiligten auf, „nicht zu hoch auf den Baum zu klettern, damit sie noch mit Anstand runterkommen können“. Na also, klingt ja selbst nach Büttenrede!
Doch die Sache mit dem Flugzwerg war ja nicht nur ein Karnevalsscherz. Denn schon zuvor hatte FDP-Chef Christian Lindner, zum dessen Hochzeit Merz ja geflogen kam, in einer gar nicht karnevalesken Rede in Bielefeld beim jüngsten Parteitag der nordrhein-westfälischen FDP den CDU-Chef ebenfalls angegriffen: „Wer pauschal über Sozialtourismus und kleine Paschas spricht, der kann keinen Führungsanspruch für das moderne Deutschland begründen.“ Deutlicher kann man als FDP-Chef kaum auf Distanz gehen zur Union, zum einstigen Lieblingspartner im Geiste. Unterton dabei: Friedrich Merz persönlich ist als CDU-Chef nicht modern genug für Deutschland. Diesen Passus griff Marie-Agnes Strack-Zimmermann in ihrer Büttenrede ebenfalls auf: „Heißt ein Junge Ali und nicht Sascha, beschimpft er ihn als Grundschulpascha.“ Alles Zufall? Nur Narretei?
Eher nicht. Es ist wohl so, dass der Union ein möglicher Koalitionspartner entfremdet. Das ist durchaus ein Problem für Merz, weil es eben auch mit seiner politischen Führung zu tun hat. FDP-Fraktionschef Christian Dürr etwa beklagt, dass Merz keine konstruktive Oppositionspolitik betreibe. Um fast büttenreif anzufügen, dass Merz ständig „Sprachbilder von Bob der Baumeister“ benutze.
Es ist halt so, dass die FDP sich nicht mehr als natürlichen Mehrheitsbringer der Union versteht. Viele Liberale erinnern sich noch an die letzte schwarz-gelbe Koalition 2009 bis 2013. An deren Ende flog die FDP aus dem Bundestag. Das hatte Konsequenzen. Nach der Bundestagswahl 2017 stiegen die Liberalen aus den Jamaika-Verhandlungen aus, sehr zur Enttäuschung von Merkel und der Union, die daraufhin wieder eine große Koalition mit der SPD eingehen musste (was vielleicht später auch ein bisschen dazu beitrug, dass ein gewisser Olaf Scholz vom Vizekanzler der GroKo zum Kanzler der Ampel aufstieg) . Und nach der Bundestagswahl 2021 entschied sich die FDP bekanntermaßen gegen Koalitionsverhandlungen mit der Union. Das alles sieht nicht nach einem Höhenflug des Friedrich Merz aus. Aber gut, ist ja Karneval.