Plötzlich schießen die Elektroautos wie Pilze aus dem Boden. Fast alle Hersteller bewerben massiv ihre neuen E-Modelle. Da ist der vollelektrische Mini ebenso wie der neue BMW iX3, der Opel Corsa als E-Modell und natürlich der VW ID.3 und neuerdings auch Modelle von Mercedes. Da sind die schon länger auf dem Markt befindlichen Modelle wie der Renault Zoe, verschiedene Ausführungen von Volvo. Dieser Anschein auf allen Plakatwänden heißt noch nicht, dass die Elektroautos heute schon einen erklecklichen Anteil der auf den Straßen befindlichen Autos darstellen. Aber es ist ein Verweis auf das, was schon sehr bald die Oberhand gewinnen könnte.
Manche Marken gehen da konsequent dran. So hat Jaguar angekündigt, ab 2025 (praktisch übermorgen) nur noch voll elektrische Autos zu bauen. Volvo hatte dies schon vor Jahren als Philosophie ausgesprochen. Und nun folgen auch die deutschen Riesen, die sich allerdings meist deutlich mehr Zeit lassen wollen. Oder doch nicht?
Da will Mercedes mit der hauseigenen Elektro-Offensive Tempo machen. Laut einem Handelsblatt-Interview mit dem Chef der Sterne, Ola Källenius, könnte die Stuttgarter Traditionsmarke deutlich früher verbrennerfrei werden, als ursprünglich geplant. Ursprünglich hatte man das Jahr 2039 ins Auge gefasst, doch mittlerweile prüft man im Ländle offenbar Szenarien, wonach bereits fünf bis acht Jahre früher nur noch Neuwagen mit E-Motoren vom Band rollen sollen. Dem Handelsblatt schilderte Källenius seine Erkenntnis, dass eine klare Fokussierung von den Investoren belohnt werde. Grundlage für diese Aussage bilded der Blick an die Börse, wo Hersteller wie Tesla die Marke Mercedes hinsichtlich der Marktkapitalisierung übertreffen.
Klare Worte zur künftigen Ausrichtung findet daher auch Audi-Chef Markus Duesmann. Die Ingolstädter wollen spätestens ab 2035 keine Verbrenner mehr produzieren. Auch alle Ford-Pkw werden ab 2030 elektrisch. Selbst Branchenprimus VW hat sich dem E-Auto verschrieben. Allerdings haben die Wolfsburger ihre Ankündigung, die letzte Verbrennerplattform 2026 auf den Markt zu bringen, zwischenzeitlich wieder kassiert. Man will quasi den letzen Bezintropfen noch goutieren.
„Die Hersteller haben den Fokus auf die Elektroautos gerichtet, weil die politischen Rahmenbedingungen jetzt in diese Richtung weisen“, so Ralph Kollinger, der in Freiburg und Südbaden unter anderem die Marken Jaguar und Volvo vertritt. Politisch gewollt, heißt einerseits, dass es stattliche staatliche Anreize für den Kauf eines E-Autos gibt. Politisch gewollt heißt aber auch: Es drohen Verkaufsverbote auf zahlreichen Märkten. Zu den prominentesten Verbots-Ankündigungen zählt der britische Vorstoß, ab 2030 keine neuen Verbrenner mehr zuzulassen. Einzelne chinesische Provinzen wollen dann ebenso dichtmachen wie Dänemark, Irland, Israel, die Niederlande und Slowenien. Spanien und Frankreich haben 2040 als Deadline angekündigt, die USA dürften zwischen 2035 und 2050 soweit sein. In Deutschland gilt zurzeit noch 2050 als Ausstiegsdatum, nach der Bundestagswahl (grüne Regierungsbeteiligung?) könnte sich das aber ändern. Neben den Verkaufs-Stopps sind zudem diverse lokale Fahrverbote für Verbrenner in Planung, etwa in Paris oder Amsterdam.