Wir hatten uns das eigentlich ganz anders vorgestellt, so aus Freiburger Fan-Sicht. Wir dachten, dass der Dampfablasser Nagelsmann (von wegen weichgespültes Pack und so) seine erste echte Delle kriegt, wenn mir in München im Pokal gewinnen und die Bayern rausschmeißen. Danach, so haben wir vermutet, würde der Heißsporn und arg von sich überzeugte Julian mal selbst einen Waschgang kriegen, inklusive Schleudern. Das würde ihn aber nicht davon abgehalten haben, in der Champions-League den Super-super-super Pep mit seinen Manchester-City-Kickern zu entfinalisieren, also knackig rauszuschmeißen. In der Bundesliga, davon waren wir überzeugt, würden die Bayern weiter von oben grüßen und uns die eklig guten Mainzer von Leib halten, indem sie dort gewinnen. Und nun erkläre uns mal einer, wie es kommen konnte, dass wir in München statt den Nagelsmann nun den Tuchel pokalmäßig brüskiert haben!
Eines wissen wir inzwischen: Es gibt im Fußball nicht nur die Abseitsfalle, sondern neuerdings auch die bayerische Argumentationsfalle. Da können wir uns Anschauungsunterricht beim Olli Kahn nehmen. Der hat ja selbstverständlich „Eier-wir-brauchen-Eier“ bewiesen, als er als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern ziemlich spektakulär den Wunsch-Trainer Julian Nagelsmann in die Wüste, nein: in die Alpen auf die Skipiste schickte,obwohl wir doch zu diesem Zeitpunkt die Bayern noch gar nicht aus dem DFB-Pokal geworfen hatten. Und sein Argument, jetzt pass auf, das ging so: Bayern habe einen der besten Kader in Europa, also ja eigentlich überhaupt den allerbesten, nachdem man ja den Lewandowski erfolgreich in die Wüste, nein: ins trockene Spanien geschickt hatte. Für Kahn war es mit seinen immer noch riesigen Händen zu greifen, dass da der Tuchel besser zum Kader passen würde als der Nagelsmann. Sprich: Wir eiern da nicht rum, sondern wollen unsere Ziele erreichen, und zwar sofort!
Ein paar Spiele später, nachdem „mir kleine Freiburger“ also die Bayern aus dem Pokal geworfen haben, wie es sowieso gekommen wäre, dann aber sogar der Pep mit dem norwegischen Hünen die Bayern das Fürchten lehrte und dann die eklig guten Mainzer humorlos siegten, um die Bayern von der Tabellespitze zu stürzen, ja da, Achtung: War die Mannschaft, sprich der beste Kader Europas schuld, sagte der Kahn.
Also wie jetzt genau? Man musste den Trainer Nagelsmann schassen, weil er wie es da hieß den edlen Kader nicht zu den Zielen des FC Bayern führte, um dann drei Wochen später den neuen Trainer Tuchel nach lauter Pleiten von jeder Schuld frei zu sprechen, weil es jetzt die Mannschaft war, die versagt habe. Das nennen wir eine Argumentationsfalle, die auch schnell mal ins Abseits führen kann.
In der Zivilgesellschaft (also ohne kurze rote Hosen und Stulpen überm Kickstiefel) gibt es ja den Grundsatz dass „Verträge einzuhalten“ seien. Die Bayern und Julian Nagelsmann haben einen Fünf-Jahres-Vertrag miteinander gemacht und unterschrieben (von der Ablöse an Leipzig wollen wir gar nicht reden). Kann man das einfach über Bord werfen, nur weil gerade ein anderer Trainer in München weilt? Das ist selbst in der Parallelwelt Fußball (und Bayern) eine Unverfrorenheit, die Strafe vom Fußballgott verdient. Es möge der Zorn des ewigen Hoeneß über die Frevler kommen, die da Titan und Salli heißen.
Der Nagelsmann sollte mal die nächsten Jahre genießen, so ganz ohne Stress, mit den Millionen der Bayern, die auf sein Konto fließen. Wenn dann unser Christian Streich den Job als SC-Trainer mal abgibt, weil er alles erreicht hat, also Champions-League-Sieger in einem Endspiel über Pep und den Hünen mit Zopf, dann wäre der Julian gereift, um den vielleicht besten Kader Europas, also unsere kleinen Freiburger zu coachen. Jetzt nicht aufregen, Scherzli gmacht! Denn natürlich ist inzwischen der Fußballgott Nils ebenfalls zum Top-Trainer gereift, ja was denn sonst? Und der Streich, das ist klar, macht dann den Freiburger Hoeneß!