Musk gewinnt Macht

Elon Musk hat 119 Millionen Dollar in den Wahlkampf von Donald Trump investiert. Am Tag nach dessen Wahlsieg war Musk dann aufgrund eines Kurssprungs 40 Milliarden reicher.

Fotomontage: Adrian Kempf

Manche meinten, dass Elon Musk ohne Sinn und Verstand nach ganz weit rechts durchgeknallt ist. Doch er hat nur spielen wollen. Bei Betrachtung des Ergebnisses lautet die Bilanz: Musk hat bei der Präsidentschaftswahl insgesamt 119 Millionen Dollar in die von ihm gegründete Pro-Trump-Lobbygruppe „America Pac“ investiert, um Trump auch finanziell zu unterstützen, also neben seiner hausgemachten Kampagne auf seiner Plattform X, die er als Twitter im Oktober 2022 für 44 Milliarden Dollar gekauft hatte. Sprich: Mit 119 Millionen Dollar war er der größte Einzelspender für Trump. Mit dieser Summe ging er ins Risiko. Und dann geschah folgendes: Der Kursanstieg der Tesla-Aktie nach dem Wahlsieg von Donald Trump hat den Börsenwert des Elektroauto-Herstellers zum ersten Mal seit 2022 wieder über die Marke von einer Billion Dollar gehoben. Seit dem Wahltag legte sie um mehr als ein Viertel zu. Das geschätzte Vermögen von Musk als reichstem Menschen der Welt übertraf damit nach Berechnungen des Magazins Forbes die Marke von 300 Milliarden Dollar. Es besteht hauptsächlich aus Tesla-Aktien. Und dazu schrieb Elon Musk in der Nacht des Trump-Sieges, die er mit ihm zusammen verbrachte, natürlich auf X: „Game, set and match“.

„Wenn ich spiele, will ich auch gewinnen“, sagte Musk noch dazu. Und das hat er. 119 Millionen Dollar investiert, um dann rund 40 Milliarden reicher zu werden (sein Vermögen vor dem Kurssprung war auf 260 Milliarden taxiert worden). Seine Unterstützung für Donald Trump fußte also kaum auf Ideologie, sondern auf kühler Berechnung. Womit auch das Rätsel gelöst wäre, weshalb Elon Musk eine politische Kehrtwende hingelegt hatte. Einst unterstützte er die Demokraten Barack Obama, Hillary Clinton und Joe Biden. Noch im März hatte er gesagt, er werde sich aus dem Wahlkampf heraushalten. Nach dem gescheiterten Attentat auf Donald Trump im Juli änderte er seine Meinung, trommelte fortan für den Kandidaten der Republikaner und finanzierte dessen Wahlkampf mit. Warum wohl? Weil ihm sein Instinkt in diesem Moment sagte, dass Trump gewinnen würde – und man dies dann für die eigenen Geschäfte nutzen könnte.

Das hat also ganz kurzfristig gleich mal geklappt. Und in der Folge ergeben sich weitere Machtoptionen für Musk. Denn Musk könnte sich mit seiner finanziellen und ideologischen Unterstützung die Sympathie des neuen US-Präsidenten erkauft haben. In seiner Siegesrede schwärmte Trump minutenlang von Musk und sagte: „Ein neuer Star ist geboren – Elon!“

Falls der Chef von X, Tesla, Starlink, dem Raketenbauer Space-X, der KI-Firma xAI und des Hirnimplantats-Unternehmens Neuralink tatsächlich Teil der neuen Regierung oder ein wichtiger Berater von Trump werden sollte, wäre das eine einzigartige Konstellation. Trump hat ja nun angekündigt, Musk werde so etwas wie der oberste Rechnungsprüfer – in einem neuen „Ministerium für Regierungseffizienz“ solle er die gesamte Regierung durchleuchten und Empfehlungen abgeben, was weg könne. „Minister für Kostensenkung“ nannte Trump die Rolle, fügte aber hinzu, Musk wolle ja gar keinen formellen Posten im Kabinett. Für Musk wäre es eine einmalige Gelegenheit, seiner libertären Fantasie von einem Rumpfstaat näher zu kommen, der privaten Wirtschaftsinteressen kaum mehr im Weg steht. Musk kann solche Ideen nun direkt im Weißen Haus einbringen. Und was das heißt, ist bekannt: Bei Twitter entließ er binnen weniger Monate nach dem Firmenkauf rund 80 Prozent der Angestellten.

Musk soll also Teil der Regierung werden,  und da sind die Interessenkonflikte offensichtlich. So beklagte sich Musk bei einer Telefonkonferenz mit Tesla-Investoren, dass Behörden jedes einzelnen Bundesstaates autonome Fahrzeuge zulassen müssen. Das müsse sich ändern: „Nationale Genehmigungen sind wichtig. Wenn es ein Ministerium für Regierungseffizienz geben sollte, werde ich versuchen mitzuhelfen, dass das geschieht.“ Ist immerhin eine klare Ansage, ganz ohne Scham, obwohl dies illegal sein könnte. 

Elon Musk hat also so gehandelt, wie es für seine Geschäfte gut ist. Und damit wird er bei Donald Trump sicher nicht anecken. Denn das ist die Deal-Sprache, die Trump bevorzugt. Allerdings ist es auch ein schwieriges Gleichgewicht zwischen zwei Egomanen. Denn Trump duldet bekanntlich keine Götter neben sich. Aber es gibt eine Vision: Trump hat Musk dazu aufgerufen, mit Space-X vor Ende seiner Amtszeit einen Menschen auf den Mars zu schicken. „Das Ministerium für Regierungseffizienz ist der einzige Weg, um das Leben über die Erde hinaus auszudehnen“, sagte Elon Musk dazu.