Gedanken sind stark

Wie Gedanken die Wahrnehmung beeinflussen wurde jetzt in einer neuen Studie des Universitätsklinikums Freiburg untersucht. Publikation in Scientific Reports.

Foto: Universitätsklinikum Freiburg

Eine neue Studie des Universitätsklinikums Freiburg und des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene bringt neue Erkenntnisse zu Mechanismen der Vorstellungskraft.

Unser Gehirn arbeitet auf Hochtouren, wenn wir uns etwas vorstellen – und zwar genau wie beim echten Sehen. Eine aktuelle Studie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg und des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene legt nahe, dass die neuronalen Mechanismen bei visueller Vorstellungskraft und realer Wahrnehmung sehr ähnlich sind. „Unsere Forschung zeigt, dass wenn wir uns etwas vorstellen, unser Gehirn quasi die gleichen neuronalen Strukturen nutzt, die auch bei der Verarbeitung realer visueller Reize zum Einsatz kommen“, sagt PD Dr. Jürgen Kornmeier, Studienleiter und Leiter des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene. In der Studie betrachteten die Teilnehmer*innen zunächst einen sogenannten Necker-Würfel (siehe Foto oben), eine zweidimensionale Darstellung eines Würfels, der in zwei verschiedenen 3D-Orientierungen wahrgenommen werden kann. In einer zweiten Phase der Studie wurde den Proband*innen kein realer Würfel gezeigt. Stattdessen sollten sie sich den Würfel lediglich vorstellen. „Die Ergebnisse zeigten, dass auch diese Vorstellung die Wahrnehmung des nachfolgenden mehrdeutigen Würfels und damit das Gehirn ähnlich beeinflusste wie das tatsächliche Sehen – das „Priming“ funktionierte also ebenso gut durch reine Vorstellung“, sagt Kornmeier. Die Ergebnisse der Studie könnten langfristig zu einer besseren Diagnostik von Wahrnehmungsstörungen oder kognitiven Beeinträchtigungen beitragen. Die Studie wurde am 18. Oktober 2024 in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht.