Das Haus Habsburgerstraße 91 wird abgerissen. Vor fünf Jahren hat die Freiburger Immobiliengruppe Gisinger das nicht unter Denkmalschutz stehende Haus gekauft und will dort stattdessen nun ein Gebäudeensemble mit 17 Wohneinheiten errichten. Die Abbruchgenehmigung liegt vor. Die Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild e.V hätte das Haus, das um 1875 erbaut wurde und zu den „Pionierbauten“ Freiburgs gehört, jedoch gerne erhalten.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die „Zähringer Vorstadt“ und damit der große Teile der Bebauung der Habsburgerstraße zerstört. Doch weder das damals erhalten gebliebene um 1777 erbaute (und 2015 abgerissene) „Wirtshaus zu Amerika“, noch die geschichtsträchtigen Villen wurden unter Denkmalschutz gestellt. Auch nicht das schlichte Haus Habsburgerstraße 91. Joachim Scheck von der Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild e.V. bedauert dies sehr. „Solche Architektur gibt es in Freiburg nur noch ganz wenig.“ Es sei eines der ältesten Häuser der Habsburgerstraße. Das Haus, das noch bis vor kurzem bewohnt war, bildet mit dem Nachbarhaus, in dem früher die Sparkasse eine Filiale hatte, eine Einheit. Während das weiße Haus Nr. 89 jedoch bereits Ende des 19. Jahrhunderts aufgestockt und erweitert wurde und über viele Jahre die Wirtschaft Elztäler Hof beheimatete, blieb das Haus Nr. 91 zumindest äußerlich nahezu unangetastet.
„Gerade diese Schönheit, diese Einfachheit, ist etwas Besonderes“, ist Joachim Scheck überzeugt. Deutlich kritisiert er die Denkmalschutzbehörde in Freiburg: „Das ist ein typisches Beispiel, dass null Interesse besteht, diese alten Bauten zu erhalten, und dass das Denkmalamt nur noch reagiert, statt proaktiv vorzugehen“.
Für die Immobiliengruppe Gisinger, die das Haus gekauft hat, müssen es nicht immer Neubauten sein, auch in der Sanierung von Altbestand hat das Unternehmung Erfahrung. „Mit erhaltenswerten Gebäuden können wir umgehen“, betont Gisinger-Geschäftsführer Christian Engelhard im ZaS-Gespräch. Vorzeigebeispiele sind die ehemaligen Kirche St. Elisabeth in Zähringen, die zur „Church-Chill“ mit 42 Wohnungen umgewandelt wurde, oder die Riegeler-Lofts der ehemaligen Brauerei. Deshalb, so Christian Engelhard, habe sich das Unternehmen zunächst durchaus mit dem Konzept beschäftigt, das Haus Habsburgerstraße 91 zu erhalten. Das Sanieren alter Häuser erfordere jedoch enorme Zusatzkosten. Steht ein Haus unter Denkmalschutz, so bekommt der Investor entsprechende Zuschüsse – dies sei aber bei Nr. 91 nicht der Fall.
Nach eingehender Begutachtung seien die Fachleute zum Schluss gekommen, dass es hinsichtlich Statik, Schall- und Brandschutz sowie der notwendigen energetischen Maßnahmen, nicht möglich sei, das Gebäude zu erhalten. Sowohl im Dach wie auch im Keller seien zahlreiche Stützen eingebaut, die Geschossdecken gelten als nicht tragfähig. „Wir haben alles geprüft“, sagt auch Geschäftsführer Stefan Gisinger, „sind aber schlussendlich zu dem Ergebnis gekommen, hier besser ein neues Gebäudeensemble zu erstellen“. Architektonisch werde das neue Gebäude „eine tolle Fassade“ bekommen, so Christian Engelhard, die sich an die Bebauung Ecke Burgunderstraße angliedere. Dabei sollen auch die typische Dachstruktur und Höhe der umliegenden Gebäude berücksichtigt werden.