Hier erklärt die Psychoanalytikerin Dr. Andrea Zäh im folgenden die Begriffe „Angst“, „Furcht“, „Schrecken“ und „Trauma“ aus Sicht der Psychoanalyse nach deren Gründer Sigmund Freud.
Angst laut Freud: negativer Affekt (Emotion), wird individuell als (eher ungenaue) innere Gefahr empfunden, ja man spricht umgangssprachlich in deutsch eher von „Ängstlichkeit“. Das Thema Angst wird im psychoanalytischen Werk von Freud immer wieder erwähnt und besonders theoretisch weiterentwickelt von ihm: in seiner ersten Theorie meint er die (innere neurotische) Angst käme von (unbefriedigten) körperlichen sexuellen Trieben durch massive Verdrängung derselben. In seiner zweiten Theorie schreibt er die Angst entstehe durch ein automatisches körperliches Signal, – vom sogenannten Ich erkannt – um sich vor der inneren Gefahr zu schützen. Das ist klar ein sehr großer Unterschied in der Entwicklung seiner Theorie. Zusammengefasst bedeutet es, dass Freud das Wort Angst eigentlich immer mit Neurosen verbindet bzw. mit Sexualität, Verdrängung und menschlichen Trieben…, sowohl konstruktive (Lebenstriebe) als negative (Todestriebe) und vor allem mit Sexualtrieben ….
Furcht laut Freud: laut Freud sollte man Furcht und Angst unterscheiden. Für ihn bedeutet Furcht gar nichts neurotisches, denn Furcht ist sozusagen eine realistisch angepasste Reaktion auf tatsächlich gefährliche Situationen von der Außenwelt ausgehend. Furcht schützt gar vor Schrecken oder Trauma, denn Furcht ist eine Vorbereitung…
Schrecken laut Freud: Schrecken ist laut Freud eine sehr starke individuelle emotionelle Reaktion, in einer plötzlichen wirklichen Situation – diese jedoch meistens vorübergehend – in der eine tatsächliche Gefahr bzw eine (An-)Drohung besteht (wie Attentate, Unfälle). Im erlebten Schreck wird der jeweilige Mensch wie gelähmt oder verhält sich eher unangepasst, also irrational, unvernünftig. Denn die Situation war nicht vorhersehbar.
Trauma laut Freud: laut Freud ist dies ein Ereignis ,was durch die Gewalt, die Plötzlichkeit, das Unvorhergesehene einen Menschen überfordert, denn sein Ich (Instanz der intellektuellen und psychischen Synthese) weiß sich plötzlich nicht mehr zu helfen. Der betroffene Mensch empfindet, dass er sofort sterben wird. Selbst wenn er dem Tod entkommt, wird er weiterhin ganz schwer davon beeindruckt bleiben, oft besonders lange (über Jahrzehnte) traumatisiert bleiben.
Zitate von Sigmund Freud:
„Ich meine nur Angst bezieht sich auf den Zustand und sieht vom Objekt ab, während Furcht die Aufmerksamkeit gerade auf das Objekt richtet. Schreck scheint hingegen einen besonderen Sinn zu haben, nämlich die Wirkung einer Gefahr hervorzuheben, welche nicht von einer Angstbereitschaft empfangen wird. So dass man sagen könnte, der Mensch schütze sich durch die Angst vor dem Schreck » (GW XI, Seite 410, Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, 1917 )
„Schreck, Furcht, Angst werden mit Unrecht wie synonyme Ausdrücke gebraucht; sie lassen sich in ihrer Beziehung zur Gefahr gut auseinanderhalten. Angst bezeichnet einen gewissen Zustand wie Erwartung der Gefahr und Vorbereitung auf dieselbe, mag sie auch eine unbekannte sein; Furcht verlangt ein bestimmtes Objekt, vor dem man sich fürchtet; Schreck aber benennt den Zustand, in den man gerät, wenn man in Gefahr kommt, ohne auf sie vorbereitet zu sein, betont das Moment der Überraschung.“ (GW XIII, Seite 10, Jenseits des Lustprinzips, 1920)
„Die Angst hat eine unverkennbare Beziehung zur Erwartung; sie ist Angst vor etwas. Es haftet ihr ein Charakter von Unbestimmtheit und Objektlosigkeit an; der korrekte Sprachgebrauch ändert selbst ihren Namen, wenn sie ein Objekt gefunden hat, und ersetzt ihn dann durch Furcht.“ (GW XIV, Seite 197- 198, Hemmung, Symptom und Angst, 1925