Volksleiden Rückenschmerzen

Keine Hoffnung auf Besserung? Fast jeder dritte Erwachsene über 50 Jahren leidet regelmäßig unter Rückenschmerzen.

Volksleider Rückenschmerzen (Foto: AdobeStock, fizkes)
Volksleider Rückenschmerzen (Foto: AdobeStock, fizkes)

Wie Physiotherapie, eine gesunde Ernährung und Infiltrationen helfen können, erläutert ein Experte der Gelenk-Klinik Gundelfingen.   

In Deutschland sind Rückenschmerzen der häufigste Grund für einen Besuch in der Arztpraxis. Dabei sind Rückenschmerzen eine rein subjektive Beschreibung, zu der Außenstehende nur indirekt Zugang haben. Patienten mit Rückenschmerzen besitzen oft eine längere Therapie-Vorgeschichte – bis hin zu mehreren Jahren. Die anfänglich vielleicht akuten Rückenschmerzen drohen mit der Zeit, eine chronische Form anzunehmen.

Daher gilt es, die genaue Ursache und sinnvolle Therapien für jeden Fall individuell mit dem Patienten zu erarbeiten. Mit modernen diagnostischen Möglichkeiten müssen zuallererst strukturelle Schäden wie beispielsweise ein Wirbelkörperbruch ausgeschlossen werden. Auch ein Bandscheibenvorfall muss mit einer Magnetresonanztomographie überprüft und eingeschätzt werden. Denn nicht jeder Vorfall muss operiert werden.

In der Gelenk-Klinik setzen die Rückenspezialisten in erster Linie auf konservative Behandlungswege wie beispielsweise Physiotherapie und Wärmebehandlungen kombiniert mit einer angepassten Schmerzmedikation. 

Infiltration bei einem Patienten mit Schmerzen im Iliosakralgelenk (ISG-Syndrom). Zu sehen sind in diesem Röntgenbild drei Hohlnadeln (blaue Pfeile), deren Spitzen am Kreuzdarmbeingelenk enden. Durch sie lassen sich schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente direkt an dasISG-Gelenk spritzen.Foto: Gelenk-Klinik
Darstellung einer Facetteninfiltration. Das schmerzstillende Medikament wird über die eingeführte Hohlnadel (grün) direkt an die arthrotischen Facettengelenke (rot) gespritzt (grau: Wirbelkörper, gelb: austretende Spinalnerven, rosa: Bandscheiben). Foto: Gelenk-Klinik

Helfen erste konservative Maßnahmen nur wenig, kann der Spezialist eine Infiltration in Erwägung ziehen. In der Medizin bedeutet Infiltrieren das „Eindringen eines festen oder flüssigen Stoffes in Gewebe“. Bewerkstelligt wird dies von den Rückenspezialisten meist mithilfe einer dünnen Hohlnadel, er spritzt dabei entzündungshemmende Substanzen wie langwirksames Kortison, betäubende Wirkstoffe wie Lidocain oder schmerzstillende Medikamente. Damit die Wirkstoffe auch nur dort landen, wo sie hingehören, erfolgt die Injektion radiologisch gesteuert.

Verschiedene Infiltrationen für verschiedene Schmerzursachen

Je nach Lokalisation und Schmerzintensität wirkt eine Infiltrationstherapie unterschiedlich lange. Bei einer Facetteninfiltration kann man beispielsweise mit einer Wirkdauer von einigen Wochen rechnen. Für einen langfristigen Erfolg sind oft mehrere Sitzungen nötig. Je nach Art und möglicher Ursache der Rückenschmerzen, kann man verschiedene Infiltrationsarten unterscheiden, beispielsweise:

Facetteninfiltration

Zwischen den Wirbeln sitzen kleine Gelenke, die Facettengelenke. Mit zunehmendem Alter können sie verschleißen und Rückenschmerzen verursachen. Hier kann die gezielte Infiltration Entzündung und Schmerzen lindern.

Periadikuläre Infiltration

Bei diesem Verfahren spritzt der Arzt das Medikament in den Bereich der Wirbelsäule, wo die Nervenfasern im Rückenmark ein- und austreten (Nervenwurzel). Dadurch lassen sich Nervenschmerzen lindern, die durch Druck auf die Wurzel eines Spinalnervs ausgelöst werden. 

Infiltration der Iliosakralgelenke (ISG Block)

Blockaden oder Entzündungen im Kreuzbein-Darmbein-Gelenk (Iliosakralgelenk) kann man ebenfalls mit einer Infiltration lindern. Gespritzt wird ein lokales Betäubungsmittel, evtl. auch als Gemisch mit einem Entzündungshemmer (Kortison), entweder in den betroffenen Gelenkspalt oder in den umgebenden Bandapparat.

Vorbeugen – sinnvoll und einfach

Wichtig für die Nährstoffversorgung der Bandscheiben ist regelmäßige Bewegung. Besonders vorteilhaft ist gelenkschonender Sport wie etwa Schwimmen. Ferner empfiehlt sich eine vitamin- und mineralstoffreiche Kost sowie ausreichend Flüssigkeit, um die Bandscheiben elastisch zu halten. Regelmäßige Rückenübungen, ein gutes Arbeitsumfeld (z.B. ein ergonomische Schreibtischstuhl) und die Vermeidung von Stress tun ihr Übriges, um Rückenschmerzen möglichst zu vermeiden. 

Privatdozent Dr. med. David Kubosch ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Der von der Deutschen Wirbelsäulen Gesellschaft zertifizierte Wirbelsäulenchirurg ist zudem Dozent an der Uniklinik Freiburg. Dort betreut er auch mehrere Forschungsprojekte.
Foto: Thomas Hansmann

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