Die Kommunikation von Karl Lauterbach ist nicht mehr mit der wohlmeinenden Umschreibung vom „zerstreuten Professor“ zu kaschieren. Der Gesundheitsminister gibt vielmehr den verwirrten Onkel, der sich dann permanent für seine eigene Schwäche rechtfertigt. Wenn Lauterbach wegen der Sommerwelle von Corona an die Pflegeheime appelliert, man möge doch bitte das Hausrecht nutzen, um wieder Masken und Tests vorzuschreiben, dann ist das erbärmlich. Lauterbach selbst ist ja dafür verantwortlich, dass das derzeit geltende Infektionsschutzgesetz solche Maßnahmen nicht vorsieht. Mit den ab 1. Juli kostenpflichtigen Bürgertests ist es dasselbe: Die Menschen sollen all das freiwillig machen, was Lauterbach gerne hätte, aber nicht durchsetzen konnte. Wie peinlich!
Wenn Politik auch die Kunst ist, die richtige Botschaft zur rechten Zeit auszusenden, dann war die von Lauterbach zum 1. Juli verkündete Botschaft, Corona-Tests künftig nicht mehr für alle Bürger kostenlos anzubieten eine Katastrophe. Denn natürlich wurde das so aufgenommen, dass es mit Corona so gut wie vorbei sei und Tests eigentlich ein Luxus sind. Wer so versponnen ist, dass er meint, sich testen zu müssen, soll für seinen Irrsinn halt gefälligst drei Euro zahlen. Dieser Preis für den Test signalisierte: Lasst es einfach sein!
„Ich will keinen Hehl daraus machen, ich hätte die kostenlosen Bürgertests für alle gern weitergeführt“, sagte Lauterbach. Das derzeitige Testkonzept der Bundesregierung koste den Bund durchschnittlich eine Milliarde Euro im Monat, so Lauterbach. „Die Wahrheit ist somit: Das können wir uns in der angespannten Haushaltslage, die uns im Herbst erwartet, leider nicht leisten.“
Im Klartext: Finanzminister Christian Lindner hat Lauterbach einfach den Geldhahn zugedreht „Der Einsatz des Geldes der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler wird effektiver werden. Denn es kann nicht alles auf Dauer vom Bund gezahlt werden, weil unsere Möglichkeiten an Grenzen gekommen sind“, so Lindner dazu. Und jeder weiß, dass die FDP die Freiheit der Bürger, an Corona zu erkranken maximal hochhalten will. Im Juni, bei ständig steigender Sommerwelle starben übrigens immer noch täglich an die hundert Menschen mit oder an Corona.
Die Botschaft der Politik kommt ja auch bei den Bürgern an. Man muss nur beobachten, wie beim Einkauf im Supermarkt (aber auch überall sonst) das Tragen von Masken abgenommen hat. Direkt nach Aufhebung der Maskenpflicht trugen so rund die Hälfte der Leute noch ihre Maske. Inzwischen ist es ungefähr noch eine von hundert Personen. Und ja klar, die Fußballstadien waren voll, die Freibäder auch, eng an eng, und das Oktoberfest kann kommen. Sprich: An was man nicht denkt, das gibt es auch nicht. Komisch nur, dass beispielsweise in der Flugbranche auch dadurch ein Chaos ausgebrochen ist, dass zahlreiche Mitarbeiter aufgrund von Corona ausfallen.
Karl Lauterbach warnt vor einer schweren Corona- Welle im Herbst. „Eine sehr schwere Zeit liegt vor uns“, so der Gesundheitsminister. Er habe daher einen Sieben-Punkte-Plan entwickelt, um dem zu begegnen. Okay, aber durchsetzen wird er ihn nicht.